Prunus avium
„Die Kirschen aus Nachbars Garten sie sind so süß und so rot“
Jeder von uns verbindet Kindheitserinnerungen mit dieser besonderen Frucht. Um die Kirsche ranken sich viele Mythen und Legenden, sie wird in Liedern besungen und in vielen Gedichten wegen ihrer Sinnlichkeit und ihres besonderen Aromas gepriesen. Die schönste Zeit des Frühlings ist durch die zauberhaften Kirschblüten geprägt. Rote Kirschen sind ein süßer und gesunder Genuss und zugleich der Inbegriff von beginnendem Sommer.
Die Geschichte der Kirsche geht weit zurück. Wildkirschen existierten bereits in der Jungsteinzeit. Die uns heute bekannte Form der kultivierten süßen Kirsche war ursprünglich in Kleinasien angesiedelt. Der römische Feldherr Lukullus brachte 74 v. Chr. von einem Heereszug dieses antike Edelgewächs nach Rom. Bis ins ausgehende Mittelalter wurden Kirschbäume hauptsächlich nur in den Gärten von Adeligen, Fürsten und den Klöstern kultiviert. Kirschen gehören zur Familie der Rosengewächse, zählen zum Steinobst und sind in unseren Breiten als wildwachsende Vogelkirschen, beliebte Obstbäume im Garten oder als landwirtschaftliche Obstkultur weit verbreitet. Ihr exklusiver Geschmack macht sie zu einer einzigartigen Frucht, die auf allgemeine Wertschätzung stößt und jedes Jahr ungeduldig erwartet wird. Die Palette der süßen Pracht reicht von groß, prall und fast schwarz, bis hin zu ganz hell leuchtendem Rot. Genauso unterschiedlich ist das Fruchtfleisch gefärbt. Erst seit Ende des 18. Jahrhunderts unterscheidet man zwischen Süß- und Sauerkirschen. Süßkirschen werden wiederum in Herz- und Knorpelkirschen unterteilt. Sie sind wegen ihres geringeren Säuregehaltes ein ausgesprochenes Tafelobst und am besten zum Roh essen geeignet. Trotz ihrer Süße sind sie relativ kalorienarm. Sauerkirschen werden in Weichseln und Morellen unterteilt. Weichseln lassen sich vielseitig verwenden und harmonieren als i-Tüpfelchen zu Enten-, Leber- und Wildgerichten. Die berühmteste Sauerkirsche ist wohl die Schattenmorelle. Sie ist rubinrot und hat einen viel höheren Säuregehalt als ihre süße Schwester.
Sonnengereift aus heimischem Anbau schmeckt das süße Steinobst am besten. Die delikaten Früchte enthalten zahlreiche Mineralstoffe wie Magnesium, Kalium, Kalzium, Phosphor und Eisen. Mit Vitaminen der B-Gruppe und Vitamin A & C können sie punkten und liefern zudem eine gehörige Portion an Folsäure. Kirschen beinhalten viele sekundäre Pflanzenstoffe die dafür sorgen, dass unsere Immunabwehr gestärkt wird. Egal ob man Kirschen selber pflückt oder am Markt kauft, es sollte immer darauf geachtet werden, dass die Stiele noch an der Frucht sind, ansonsten bluten sie aus und verderben rasch. Die Früchte müssen am Baum reifen um den vollen Geschmack ausbilden zu können. Kurzfristig lassen sich Kirschen gut im Kühlschrank aufbewahren. Für eine längere Haltbarkeit eignen sich diese Sommerfrüchte gut zum Einfrieren.
Die süßen Früchte schmecken roh ebenso gut wie im Kompott, zu Marmelade verarbeitet oder zu Saft gepresst. Sehr delikat munden Mehlspeisen mit Sauerkirschen im Belag oder in der Fülle. Feinschmecker haben hochprozentigen Kirschen- und Weichselschnaps, Sekt und Likör aus diesen Früchten für sich entdeckt. Was wäre manch Cocktail ohne kandierte Kirschen? Kirschen angesetzt in Essig oder Öl werten jeden Salat auf. Letztendlich findet sich die Kirsche natürlich als Geschmacksstoff in verschiedensten Lebensmitteln wieder, angefangen in Pasteten, Speiseeis, Fruchtjoghurts oder in Süßwaren.
Nicht nur die Frucht selbst findet Verwendung, auch Kirschkerne haben ihre Berechtigung. Sogenannte Kirschkern-Sackerl werden in der Wärmetherapie eingesetzt, da die Kerne gespeicherte Wärme nur langsam abgeben. Dass die Stiele der Kirschen Husten lindern können ist eine alte, fast vergessene Volksweisheit. Auch das Holz der Kirsche ist besonders wertvoll. Es ist relativ dicht und lässt sich gut bearbeiten. Kirschholz erfreut sich in der Möbelindustrie, bei Bildhauern und im Instrumentenbau großer Beliebtheit.