„Solanum lycopersicum“
Roh oder gekocht, pur oder mit Kräuter kombiniert, ob im bunten Salat, als Krönung von Nudelgerichten oder als pikante Sauce sind Paradeiser der Inbegriff für die feine und leichte Sommerküche. Ein Multitalent das sich immer wieder in neuen und köstlichen Variationen zubereiten lässt und mit bunten Farben Abwechslung auf den Teller bringt.
Tomate oder Paradeiser? Hierzulande gelten beide Bezeichnungen. Der Begriff „Tomate“ ist aus der Sprache der Azteken entlehnt wo die Früchte ursprünglich „Xitomatl“ genannt und später als „Tomate“ ins Spanische übernommen wurden. Im Volksmund wird die Frucht aber immer noch liebevoll Paradeiser genannt, was sich von „Paradiesapfel“ ableitet. Botanisch betrachtet sind Paradeiser Nachtschattengewächse und zählen zu den Beeren. Dieser Paradiesapfel stammt ursprünglich aus den Anden, wo sie von Mayas und Azteken bereits vor Jahrtausenden kultiviert wurde. Mit Christoph Columbus fanden Paradeiser im 15. Jahrhundert den weiten Weg nach Europa. Anfänglich jedoch wurden diese Früchte nicht als Nahrungsmittel genutzt, da man der Meinung war es handle sich um eine Giftpflanze. Erst Ende des 19. Jahrhunderts gelang der weitgereisten Frucht der Einzug in Österreichs Küchen. Mittlerweile sind Paradeiser mit Abstand das beliebteste Fruchtgemüse der Österreicher. Laut Statistik Austria werden immerhin rund 32 kg pro Kopf und Jahr dieser fruchtigen Beere verspeist.
Paradeiser bestehen zu 95% aus Wasser und sind daher sehr kalorienarm, bekömmlich und reich an Vitaminen A, B, C und E. Genauso punkten sie mit unzähligen Mineral-, Ballast- und sekundären Pflanzenstoffen. Gleichzeitig sind sie fettarm und enthalten so gut wie keine Kohlehydrate. In den Beerenfrüchten steckt zudem jede Menge gute Laune, da Paradeiser im Stande sind den Serotonin-Spiegel anzuheben. Außerdem sind sie mit einem kräftigen und fruchtigen Aroma gesegnet, wo sich süßliche und säuerliche Komponenten zu einer perfekten Symbiose des Geschmacks zusammenfügen. Der Siegeszug dieser edlen Beere setzt aber nicht erst mit der „Tomatenkonserve“ ein. Ketchup und Pizza machten einst die Paradeiser populär. John Henry Heinz begann 1876 industriell Ketchup zu produzieren. Die Marke erwies sich als sehr erfolgreich und ist heute beliebter denn je.
Paradeiser aus regionalem Anbau von heimischen Produzenten haben in unserem Land zwischen Juni und Oktober Hochsaison. Der August wird auch als der Paradeiser-Monat bezeichnet. Mit Kirsch-, Dattel- oder Cocktail-Paradeiser, Salat-, Saucen- und Fleisch-Paradeiser findet sich unter dem enormen Sortenspektrum der aromatischen Großfamilie mit ihren lustigen Formen und bunten Farben, für jeden Geschmack der passende Vertreter. Nur sonnengereifte Früchte von der eigenen Staude oder aus regionalem Anbau können ein wahres Füllhorn an Inhaltstoffen und Geschmack bieten. Frisch geerntet schmecken Paradeiser am besten. Sie sind sehr kälteempfindlich und sollten niemals im Kühlschrank gelagert werden. Hier verlieren sie relativ schnell an Geschmack. Grüne und unreife Früchten enthalten den Giftstoff Solanin, ein Alkaloid, das schon in geringer Dosis zu Kopfschmerzen und Übelkeit führen kann. Die Früchte zu Paradeiser-Sauce verwandelt und eingefroren bereichern auch im Winter unseren Speisplan. Getrocknete Paradeiser sind ein wahrer Geschmacks-verstärker für Nudelgerichte und Saucen. Von einer Nutzpflanze, die von indigenen Völkern angebaut wurde, über eine missverstandene Zierfrucht bis hin zu einem Nahrungsmittel von globaler Bedeutung, haben Paradeiser einen bemerkenswerten Status in unserer Ernährung erlangt und laden zu einem grenzenlosen und genüsslichen Kochvergnügen ein.