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Lebkuchen

Vom Arzneimittel zur Fastenspeise

Bei Lebkuchen handelt es sich um ein würziges, aus Mehl und Honig, mit Pottasche oder Hirschhornsalz hergestelltes Gebäck. Verfeinert mit Zimt, Nelke, Ingwer, Koriander, Anis, Muskat, Kardamom und Piment, ist Lebkuchen wahrlich ein orientalischer Hauch an Aromen, die sich im Geschmack des lange haltbaren Gebäckes manifestieren. Verfeinert mit Nüssen und Honig, auf Oblaten gesetzt und schokoliert oder verziert mit kandierten Früchten und Mandeln, findet Lebkuchen höchste Beliebtheit bei Jung und Alt. Sogar Hänsel und Gretel im gleichnamigen Märchen der Brüder Grimm konnten den Verlockungen des würzigen Kuchens nicht wiederstehen.

 

Für die Herkunft des Wortes Lebkuchen gibt es mehrere Erklärungen. Man geht jedoch davon aus, dass das Wort „Leb“ eine Anwendung des Wortes „Laib“ ist, welches wiederum vermutlich auf das italienische „libum“ für Fladen zurückgeht. Bei den alten Griechen galten Lebkuchen als Sinnbild für langes Leben, im Mittelalter verabreichte man Kranken Lebkuchen als Lebenselixier und noch im letzten Jahrhundert wurden Hebammen mit Lebkuchen belohnt wenn sie einem neuen Erdenbürger auf die Welt halfen. Also hat Lebkuchen so gesehen durchaus jede Menge mit Leben zu tun. Das süße, kräftig gewürzte Gebäck ist neben der Bezeichnung Lebkuchen auch unter Lebzelten, Pfefferkuchen, Magenbrot, Gewürzbrot oder Honigkuchen überall bekannt.

 

Die Entstehung des Lebkuchens hat eine lange Tradition und beginnt bereits in der Antike. Süße Fladen hatten den Ruf, Dämonen vertreiben zu können und dienten daher im alten Ägypten als Opferspeise und Grabbeigabe. Bei den Römern war es üblich diese Leckerei als Belohnung nach Schlachten an die Soldaten zu verteilen. Die mit Honig und Gewürzen zubereiteten Teigfladen fanden ihren Weg über Griechenland und das Römische Reich in die Klosterküchen.

Erst um das 12. Jahrhundert nahm der Lebkuchen die Form an, in der er noch heute bekannt ist. Ursprünglich in Belgien erfunden, verbreitete sich das beliebte Gebäck sehr schnell über die wichtigsten Handelsmetropolen. Der Lebkuchen war zu Beginn seiner kulinarischen Laufbahn eher auf Klöster beschränkt, da sie Zugang zu den edlen Gewürzen hatten. Zudem wurden dem kostbarem Gebäck verdauungsfördernde und appetitanregende Eigenschaften nachgesagt. So galt Lebkuchen damals als Heil- und Arzneimittel und nicht als Süßigkeit und war deshalb besonders während der Fastenzeit bei Mönchen sehr gefragt. Durch seine lange Haltbarkeit wurde Lebkuchen in Notzeiten sogar als Energiespender an die hungernde Bevölkerung verteilt.

Die eigene Zunft der Lebzelter oder Lebküchner übernahmen allmählich die Herstellung des wohlschmeckenden Gebäcks. Im Laufe des 19. Jahrhunderts ist Wallfahrten groß in Mode gekommen. Kein Pilger der in Mariazell oder einem anderen Wallfahrtsort war, kehrte ohne den typischen Lebkuchen als Wegzehrung nach Hause. Noch heute gibt es auf jedem Kirtag Lebkuchenherzen mit sinnlichen Sprüchen und erst kunstvoll verzierte Lebkuchensterne vollenden jeden Christbaum zu etwas Besonderem.

 

Lebkuchen als Arznei

Zugegeben, ein Heilmittel assoziiert man mit Lebkuchen vielleicht nicht gerade. Denn auch wenn sich die klassisch wärmenden Gewürze heute noch darin finden, zählt Lebkuchen doch eher zur Kategorie besonderer Genussmittel mit Suchtpotential. Lebkuchen ist durch seine Zutaten wie Nüsse, Mandeln, Honig und Schokolade zwar sehr kalorienreich und nahrhaft, aber das macht ihn lange nicht zu einem No-Go für gesunde Ernährung, ganz im Gegenteil. Früher war Lebkuchen in den Fastenzeiten eine willkommene Ergänzung des Speiseplanes, da das „Magenbrot“ für seine gesundheitlichen Wirkungen geschätzt wurde. Die ätherischen Öle von Nelken und Zimt haben eine antiseptische und  antibakterielle Wirkung. Vor allem bei Bronchitis kann Anis im Lebkuchen seine wohltuende Wirkung zeigen.

 

Doch Lebkuchen ist nicht immer gleich Lebkuchen. Die Qualität macht den Unterschied. Für echte Lebkuchen gibt es sogar ein Reinheitsgebot. mit strengen Normen, welche die Zusammensetzung der verschiedenen Lebkuchen genau festlegen. Daher setzen heimische Lebzelter seit Jahrhunderten auf ihre geheimen Rezepturen und die Handwerksqualität. Lebkuchen ist mehr als nur ein Weihnachts-gebäck. Er ist Traditionsprodukt, Genussmoment und Energielieferant in einem. Übrigens, Lebkuchen selber herzustellen ist überhaupt keine Hexerei.

 

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